Doppelwehr Weilburg-Kirschhofen

Niedrige Wasserstände am Doppelwehr

v.01.04
Günther Wiehlmann
25.2.2022
© 2022 Heimat- und Wanderverein Kirschhofen e.V. (HuWV)

Inhaltsübersicht
1. Schilderung der Lage
2. Mögliche Ursachen des Mißstandes
3. Möglichkeiten zur Behebung
4. Anlagenbeschreibung
4.1 Schleusen-/ Wehranlage
4.2 Wasserkraftanlage
5. Lahnkonzept des WSA Koblenz

Schilderung der Lage

Das Lahn-Doppelwehr mit der daneben liegenden Schleuse gehört zu den Sehenswürdigkeiten Weilburg-Kirschhofens. Schleuse und Doppelwehr Kirschhofen liegen bei Lahnkilometer 45,54 unterhalb des Unterdorfs Kirschhofen und gehören zu den Sehenswürdigkeiten des Ortsteils.

Die Schleuse ist auf dem Landweg von Weilburg-Odersbach zugänglich, das Doppelwehr vom auf der Weilburg-Kirschhofen verlaufenden Leinpfad zu Fuß oder mit dem Fahrrad.


https://osm-nominatim.gs.mil/details.php?place_id=104444729
© http://www.openstreetmap.org

Von Anwohnern und Nutzern des Leinpfades wird beklagt, dass über die Wehre kein oder sehr wenig Wasser fließt. Die Folge ist, dass das zwischen und hinter den Wehren stehende Wasser kaum mit Sauerstoff durchsetzt wird, was zum einen unangenehm riecht, zum anderen den dort befindlichen Organismen die Lebensgrundlage raubt. Dem Ortsbeirat und dem FSV Oberlahn ist dieses seit langem bekannt.   

Ab dem 26.3.2017 wurde diese Tatsache vom Ortsbeirat mit WSA Koblenz, dem RP Gießen, dem Gewässerwart des FSV und dem Betreiber der WKA erörtert und es wurde um mehr Information gebeten.

Auskunft des RP Gießen: Die Firma Elikraft AG hat eine bis zum 31.12.2020 befristeten Bewilligung für die Entnahme von max. 38 m³/s Wasser aus dem Schleusenkanal. Über die Wehranlage ist ständig ein Abfluss von ca. 1 m³/s zu gewährleisten. Dabei sit berücksichtigt, dass die zwei Fischaufstiegsanlagen mit bis maximal 0,25m³/s Wasser beschickt werden.

Auskunft der Elikraft AB: Dass die Wehrüberflussmenge von 1 m³/s nicht unterschritten wird stellt eine Messung mit einer eigens dafür installierten Wasserstandssonde sicher, die sich an der Spitze der Schleuseninsel befindet. Nähere Angaben zum genauen Standort wurden aus Sicherheitsgründen nicht gemacht, er ist aber im Winterhalbjahr vom Leinpfad gut sichtbar.

Das RP Gießen hat darum gebeten, entsprechende Wasserstände an der Wehrkrone zu fotografieren und die Fotos mit Aufnahmedatum und Uhrzeit an das RP Gießen zu schicken. Die eMail Adresse kann bei mir erfragt werden (Guenther.Wiehlmann@t-online.de).

Der Bürgermeister der Stadt Weilburg wurde im letzten Jahr vom Ortsbeirat Weilburg-Kirschhofen darüber informiert, dass das Abkommen mit dem Kraftwerksbetreiber zum 31.12.2020 ausläuft.

Untersuchung möglicher Ursachen des Mißstandes

Wasserstand und Durchflussmenge der Lahn bestimmen sich aus Niederschlägen, Zuflüssen, Entnahmen, Versickerung und Wasserverdunstung. Die für den Lahnwasserstand in Weilburg heranzuziehende offizielle Pegelmeßstation befindet sich in Leun. Die für Weilburg geltenden Wasserstände und Wassermengen können über PEGELONLINE abgerufen werden.

Flußabwärts liegen zwischen dem Pegel LEUN NEU und der Schleuse Kirschhofen bei Weilburg mit den parallel gebauten Wehren liegen die Schleusen/ Wehre Löhnberg und Weilburg Kernstadt.

Die Schleusenanlage Löhnberg besteht ähnlich wie Kirschhofen aus einer Wehr- und Schleusenanlage sowie einem Wasserkraftwerk.

In Weilburg umfließt die Lahn den Stadtkern über 2 Wehre. Das erste befindet sich an der steinernen Brücke und wird von einem Wasserkraftwerk flankiert, das sich an der sich in der Brückenmühle befindet. Das zweite Wehr befindet sich in der Kirchhofmühle, dem zweiten Wasserkraftwerk der Kernstadt Weilburg. Die Schleusenanlage der Kernstadt befindet sich am Ende des Schifffahrtstunnels.

Betrachtet man die ab den Anlagen ankommende Wassermenge kann man sagen, dass grundsätzlich für alle betrachteten Schleusen-, Wehr- und Kraftwerksanlagen gilt:
Die Menge des Oberwassers einer Anlage ist gleich der Menge des Unterwassers.

Für die Überflussmenge des Wehres gilt:
Alles, was nicht durch Schleuse oder Kraftwerk läuft, fließt über das Wehr.

Der Wasserverbrauch einer Schleusung ist im Vergleich zum Durchsatz eines Wasserkraftwerks gering. Bei minimaler Überflussmenge des ersten Kirschhöfer Wehrs kann man zwischen erstem und zweitem Wehr keine Strömung im Wasser sehen. Das bedeutet, etwaige Undichtigkeiten des ersten Wehrs können für diese grobe Betrachtung vernachlässigt werden.

Häufig wird der Begriff „Schwallbetrieb“ verwendet, der eine präzise Steuerung der im jeweiligen Unterwasser liegenden Wasserkraftanlagen (WKA) erschweren soll. Bei allen im Oberwasser liegenden WKA sind parallel Wehre und Schleusen verbaut. Daher ist ein von den WKA-Betreibern initiierter „Schwallbetrieb“ nicht möglich.

Die von Schleusungen verursachten Schwankungen muss der WKA-Betreiber durch Steuerung der Turbine(n) ausgleichen.

Hauptursache für die Unterschreitung des geforderten Wehrüberfluss von 1m³/s scheint der vom Kraftwerksbetreiber gesteuerte Wasserdurchsatz der Turbinenanlagen zu sein. Die auf der Schleuseninsel installierte Pegelanlage sollte sicherstellen, dass bei niedrigerem Wasserstand am Wehr (weniger als 1 m³/s Überfluss am ersten Wehr) der Wasserdurchsatz der der Turbinenanlagen gedrosselt wird (Wassermengen laut Zitat Schreiben des RP Gießen vom 6.4.2017).

Ab 1.1.2021 sollte eine neue Wasserentnahmebestimmung gelten. Diese liegt aber mit heutigem Stand (25.2.2022) noch nicht vor.

Möglichkeiten zur Behebung des Mißstandes

Derzeit hat nur der WKA-Betreiber die Möglichkeit, kontinuierlich den Wasserstand über der ersten Wehrkrone zu messen. Der Betreiber der Wasserkraftanlage teilte mit, dass er bereits ein solches Pegelmeßgerät habe. Durch programmatische Koppelung der Pegelmessung mit der Turbinensteuerung ist es technisch möglich, das Problem des Trockenfallens der ersten Wehrkrone zu lösen.

Aus Gründen der Verfahrenstransparenz schlage ich vor, die gemessenen Pegelstände im Internet zu veröffentlichen.

Anlagenbeschreibung

Schleusen-/ Wehranlage

Die Schleuse wird durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Koblenz, Außenbezirk Wetzlar, verwaltet und steht unter Denkmalschutz.

Zum Schleusenkomplex zählen die Kammerschleuse, der Schleusenkanal, ein Schleusenwärterhaus mit Nebengebäude und zwei Lahnwehre.

Staustufe Kirschhofen, Quelle: WSA Koblenz
von links nach rechts: Schleusenwärterhaus, Schleusenkammer, Wasserkraftanlage
ganz rechts hinten Doppelwehr und Gleise der Lahntalbahn
Ansicht in Richtung Nord

Die Schleuse und das Doppelwehr Kirschhofen wurden in einem Bereich gebaut, in dem die Lahn aufgrund ihres Gefälles in der Vergangenheit besonders schwer schiffbar war. Die Bauwerke sollen den Fluss lückenlos mit Schiffen befahrbar machen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lahnschleusen wurden sie damit nicht erbaut, um bestehende Mühlwehre für Schiffe passierbar zu machen.

Die heutige Kammerschleuse und die Wehre wurden in den Jahren 1856 bis 1859 erbaut. Die Schleuse ist 34 Meter lang, 5,34 Meter breit und besitzt eine Fläche von circa 200 Quadratmetern. Das Lahngefälle beträgt an dieser Stelle 3,54 Meter. Anders als andere Lahnschleusen, beispielsweise in Limburg oder Runkel, besaß die heutige Schleuse keinen Vorgängerbau.

Der Schleusenkanal entstand im Zuge des Baus der Schleuse Kirschhofen. Durch seinen Bau entstand die Schleuseninsel, die zuvor Teil des Festlandes war. Das westliche Ufer der Schleuseninsel, sowie das gegenüberliegende Ufer des Festlandes, bilden den Kanal.

Dieser Kanal erfuhr seit 1987 entschiedene Änderungen. Im Bereich vor der Schleusenkammer wurde er stark in Richtung Osten verbreitert, indem ein Teil der Schleuseninsel entfernt wurde. Die entfernte Fläche betrug circa 0,23 Hektar. Durch diese Maßnahme wurde ein Zulauf für das neu erbaute Wasserkraftwerk Kirschhofen errichtet, das somit über den Schleusenkanal mit Wasser versorgt wird.

Zur Schleuse Kirschhofen gehört ein Schleusenwärterhaus. Dieses Gebäude wurde mit dem Bau der Schleuse zwischen 1856 bis 1859 errichtet. Das eingeschossige Haus besitzt Wände in Massivbauweise und einen Keller. Des Weiteren zeichnet es sich durch ein Satteldach mit Schieferdeckung aus. Es hat einen Erker, wie auch viele andere Schleusenwärterhäuser an der Lahn. Dieser Erker ermöglichte dem Schleusenwärter freie Sicht auf die Wasserstraße.

Das Gebäude steht nicht auf der Schleuseninsel, sondern auf dem Festland, in der Straße „Schleuse“. Direkt an das Schleusenwärterhaus angrenzend befindet sich ein kleineres Nebengebäude, welches zwischen 1868 und 1905 errichtet wurde. Dieses steht, wie das Hauptgebäude, ebenfalls unter Denkmalschutz.

Das Schleusenwärterhaus befindet sich heute in gutem baulichem Zustand. Es dient privaten Zwecken, ein Schleusenwärter ist nicht mehr anwesend.

Quelle:    „Schleuse Kirschhofen bei Weilburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital.
URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-265497
(Abgerufen: 4. April 2021)

Wasserkraftanlage

Die Beschreibung der Wasserkraftanlage ist dem Dokument des Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz (WSV) vom Februar 2019
„Living Lahn (LiLa), Anlage 17“ entnommen..

Eigentümer und Betreiber der Wasserkraftanlage Kirschhofen ist die ELIKRAFT AG. Die Anlage wurde am 5.4.1990 erbaut/ umgebaut. Das Wasserrecht besteht seit dem 5.4.1990 und war bis zum 31.12.20 befristet.

Die WKA verfügt über einen Ausbauabfluss von 38 m³/s und eine Ausbauleistung von 1.084kW. Eingebaut sind 2 Kaplanturbinen.

Luftbild Staustufe Kirschhofen, Quelle Luftbilder: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie

Eigentümer/Betreiber: ELIKRAFT AG
Baujahr (und ggf. Umbaumaßnahmen): 05.04.1990
Ausbauabfluss: 38,0 m³/s
Ausbauleistung: 1.084 kW
Anzahl der Turbinen: 2
Turbinentyp: Kaplan
Wasserrecht besteht seit: 05.04.1990
Altrecht (ja/nein): nein
Befristung: 31.12.2020

Mit dem Bau der WKA wurde laut RP eine vorher nicht vorhandene Fischaufstiegsanlage installiert, die zu einem späteren Zeitpunkt durch eine zweite ergänzt wurde. Die Fischaufstiegsanlage wird jederzeit mit 0,25 m³/s Fliesswasser versorgt.

Lahnkonzept des WSA Koblenz

Zu guter Letzt sei noch eine weitere Quelle erwähnt, in der wichtige Gedanken zum weiteren Betrieb der Bundeswasserstraße Lahn zusammengefasst wurden und das für Anwohner, Wassersportler, Sportfischer, Wanderer zur Lektüre empfohlen wird.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz (WSA) hat ein Lahnkonzept entwickelt, das Entscheidungsfindung für die zukünftige Nutzung und Unterhaltung der Bundeswasserstraße Lahn auf einer Länge von ca. 149 km vom Badenburger Wehr bei Gießen (km – 11,075) bis zur Mündung in den Rhein bei Lahnstein (km 137,300) dienen soll.

Derzeit werden die Lahnufer, Schleusenanlagen und der Leinpfad vom WSA gepflegt. Bereits seit 1981 wird die Lahn nicht mehr für den Güterverkehr genutzt. Details sind an folgender Stelle nachzulesen:

https://www.lila-livinglahn.de

Im Februar 2019 wurde als Teil des Konzeptes Anlage 17: Staustufe Kirschhofen veröffentlicht.

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